Auf Geheiß des Kaiser wird ein hoher Beamter mitsamt seine Familie und Bediensteten ermordet. Dieser hatte Beweise entdeckt, die den Monarchen mit einer Reihe von Terroranschlägen in Verbindung bringen, bei denen die gefürchtete „Fliegende Guillotine“ zum Einsatz kam. Die Frau des Beamten, Yung Chiu-Yen (Chen Ping), war allerdings zu diesem Zeitpunkt außer Haus und muss nun um ihr Leben fliehen. Verantwortlich für den Mord war der Vertraute des Kaisers: Chin Kang-Feng (Lo LIeh). Dieser verschwiegt dem Kaiser, dass es eine Überlebende gab und versucht nun diese im Verborgenen zu töten. Deshalb schickt er seine drei Kinder los, um Yung Chiu-Yen zu verfolgen und umzubringen. Was sie nicht wissen, Yung Chiu-Yen ist selbst eine bestens ausgebildete Kämpferin, die sich mit Hilfe eines ehemaligen Mitschülers, Wang Chung (Yueh Hua), und eines abtrünnigen Mitglieds der Fliegenden Guillotinen, Ma Shen (Norman Chu) der Attacken zunächst erwehren kann.
Die fliegende Guillotine ist vielleicht die bekannteste Mordwaffe, die man mit den Martial-Arts-Filmen der 70er Jahre verbindet. So spielte sie nicht nur in DIE FLIEGENDE GUILLOTINE 3 (der lediglich in der deutschen Fassung die fliegende Guillotine auch im Titel erwähnt), sondern natürlich auch in den zwei Vorgängern, in Jimmy Wang Yus Wundertüte DUELL DER GIGANTEN (auf Englisch dann „Master of the Flying Guillotine“) und nicht zuletzt in Quentin Tarantions KILL BILL VOL. 1 eine bemerkenswerte Rolle. Warum auch nicht? Eine seltsame, Hut-ähnliche Vorrichtung, die von geheimnisvollen Killern mit einem zielgenauen Wurf auf dem Haupt eines unglückseligen Opfers platziert wird und dieses mit einem kräftigen Ruck vom Körper trennt – das ist schon recht gruslig und spektakulär. Dieser inoffizielle dritte Teil hier trägt im Original den Titel „The Vengeful Beauty“ und hat eine recht chaotische Produktionsgeschichte, welche im Booklet zum Film näher beleuchtet wird.
Das Chaos bemerkt man, denn der Auftakt steht in keinem besonderen Zusammenhang zum Rest, und Figuren tauchen auf und verschwinden wieder kommentarlos. Vom Haupt-Antagonisten hört man später auch nichts mehr. Man hat das Gefühl, als wäre hier ein Film konzipiert und dann während des Drehs ein zweiter draus geworden. Oder man habe die Überreste eines nicht fertiggestellten Filmes mit einem neuen Drehbuch zusammengeklebt. Dies hält einen aber nicht davon ab, großen Spaß mit DIE FLIEGENDE GUILOTTINE 3 zu haben.
Die titelgebende Mordmaschine kommt allerdings nur in wenigen Szenen zum Einsatz und am Ende dann gar nicht mehr. Dafür hat sich Regisseur Ho Meng-Hua zahlreiche andere schräge Tötungsinstrumente ausgedacht. Wie zum Beispiel Suppenschüsseln (!). Und viel Zeit zum Nachdenken hat man sowieso nicht, denn die Laufrichtung des Filmes geht stramm nach vorne. Im Grunde muss unsere Heldin nur von Punkt A nach Punkt B gelangen und auf diesem gradlinigen Weg werden ihr ständig Knüppel in Form von mörderischen Attentätern zwischen die Beine geworfen. Was dann von Kampfszene zu Kampfszene führt.
Hauptdarstellerin Ping Chen ist zu diesem Zeitpunkt vor allem eine Darstellerin in sexy Komödien gewesen und eben keine Angela Mao oder Cheng Pei-Pei. Sie macht die Sache aber mit ihren begrenzten Möglichkeiten recht ordentlich. Und Ho Meng-Hua versteht es, auch diese Kämpfe durch diverse Verrücktheiten unterhaltsam zu inszenieren. Höhepunkt hier ist sicherlich ein Kampf in den Yin Yin Shaw involviert ist, und den sie barbusig zu bestreiten hat. Was einerseits nicht unbedingt nötig gewesen wäre und sehr schmierig und exploitiv ist – andererseits aber auch parodistisch wirkt, da dies hervorragend alle Klischees, die man 70er Jahre Kung-Fu-Filmen entgegenbringen könnte, bestätigt.
Regisseur Ho Meng-Hua ist bekannt für seine Horrorbeiträge bei den Shaw Brothers. Wie beispielsweise den ebenfalls bei filmArt in der Shaw Brothers Collection erschienenen DAS OMEN DES BÖSEN, dessen „Fortsetzung“ BLACK MAGIC, PART II oder THE OILY MANIAC. Hierzulande am bekanntesten dürfte sein „King Kong“-Rip-Off DER KOLOSSS VON KONGA sein, in welchem die Schweizerin Evelyne Kraft die Hauptrolle spielte. Dies zeigt schon Ho Meng-Huas Gespür für das Schräge, was auch in seine Martial Arts-Filme wie den hier vorliegenden, aber auch den ursprünglichen DIE FLIEGENDE GUILOTINE oder sein überaus beleibter DER TODESGRIFF DES SHAOLIN gehören.
Hauptdarstellerin Ping Chen war zwar ein großer Sex-Star in Hongkong, hier gibt sie sich allerdings eher bedeckt. In den wenigen Szenen, die Nacktheit hätten rechtfertigen können, wird sie überraschend züchtig von der Kamera eingefangen. Dafür darf/muss dann, wie oben bereits erwähnt, Yin Yin Shaw blankziehen. Die männlichen Helden sind häufig gesehene Gesichter in Shaw-Brothers-Produktionen, aber keine Superstars. Norman Chu (alias Hsu Hsioa-Cheng), der einen ehemaligen Guillotinen-Killer spielt, war zumeist die zweite Geige neben den eigentlichen Stars. Yueh Hua, der einen ehemaligen Mitschüler von Ping Chen darstellt, war ebenfalls mehr auf Nebenrollen abonniert.
Größter Name im Ensemble ist Lo Lieh, der sich zu dieser Zeit schon auf die Rolle des Bösewichts spezialisiert hatte. Dabei war er einst der Vorgänger von Bruce Lee, denn er spielte den Helden in der ersten Shaw-Brothers-Produktion, die auch in den USA ein Erfolg wurde: ZHAO – DER UNBESIEGBARE. Dieser wurde dort als „Five Fingers of Death“ von Warner Brothers vertrieben und startet eine ganze Welle von Kung-Fu-Filmen, was schließlich dazu führte, dass Warner mit DER MANN MIT DER TODESKRALLE ihren ersten eigenen Kung-Fu-Film produzierten. Und wie immer ist Lo Lieh auch in DIE FLIEGENDE GUILOTTINE 3 eine Bank.
Aufgrund der Schwierigkeiten in der Produktion, auf die Nando Rohmer in dem interessanten Booklet dieser Veröffentlichung eingeht, ist das Drehbuch ein ziemliches Durcheinander, welches die im Grunde simple Story verkompliziert, aber dadurch auch gleichzeitig interessant macht. Da macht es dann nicht viel aus, dass viele Szenen so wirken, als gehörten sie nicht unbedingt zusammen, und am Ende noch mehr Haken geschlagen werden, als es ein Hase auf der Flucht tut. Nicht alle unbedingt logisch nachvollziehbar.
Ein Novum dürfte es darstellen, dass die Heldin schwanger ist und sich deshalb beim Kämpfen zurückhalten müsste. Was selbstverständlich eine gute Entschuldigung für Ping Chens nicht so ausgeprägten Kampfkünsten. Zudem gibt es zum Ende hin einige brutal-bittere Wendungen, die man so auch nicht unbedingt hätte, kommen sehen. Wobei die Frage gestattet sein darf, ob der Autor des Drehbuchs, On Szeto – ein Vielschreiber, der auch für den hervorragenden DER GNADENLOSE VOLLSTRECKER (auch in der filmArt Shaw Brothers Collector’s Edition) verantwortlich war -, das auch von Anfang an so geplant hatte oder einfach während des Drehs schnell eingebaut wurde. Diese Frage ist aber für den hohen Unterhaltungsfaktor des Filmes auch unerheblich.
Das Bild der Blu-ray hält die hohen Erwartungen, die man an die Shaw Brothers Collector’s Editionhat. Der Ton liegt in Mandarin und auch in Deutsch (in zwei unterschiedlichen Mixen) vor. Diese Synchro wurde scheinbar anlässlich der Erstveröffentlichung des Films 2018 durch das österreichische Label Shock Entertainment produziert. Dafür klingt die Synchronisation recht gut und könnte auch von einer alten VHS-Synchro stammen. Wenn auch die Sprecher allesamt eher unbekannt sind. Die Extras sind wie immer überschaubar. Allerdings besteht das Booklet diesmal nicht aus alten Kinoaushängen, sondern einem informativen Text von Nando Rohmer über die „Fliegende Guillotine“-Filme und den widrigen Umständen der Produktion.